Ankündigungstext vom Januar 2010:Die iranische Oppositionsbewegung hat sich trotz dem bremsenden Einfluss des Reform-Islamisten Moussavi radikalisiert. Nachdem es im Sommer 2009 noch so scheinen konnte, als ginge es den Demonstrierenden lediglich um eine Wahlkorrektur, zeigten die letzten Unruhen klar: das massenhafte Begehren nach dem Sturz des ganzen theokratischen Regimes setzt sich durch.
Das nächste Aufbegehren gegen den iranischen Gottesstaat wird zum 31. Jahrestag des Falls des Shah-Regimes am 11. Februar erwartet. Schon im Vorfeld hat das islamische Establishment auf die kommenden Proteste mit einer Eskalation seiner Grausamkeit reagiert. In den letzten Wochen, Monaten und Tagen wurden mindestens 16 Frauen und Männer wegen "Feindschaft gegen Gott" zwecks Abschreckung hingerichtet.
Die islamische Terrorherrschaft im Iran stellt nicht nur eine Bedrohung für Leib und Leben der eigenen Bevölkerung dar, sondern auch international, besonders für die Menschen in Israel. Denn nicht nur durch ein Bedrohungsszenario mit dem iranischen Atomprogramm, sondern auch durch den Krieg mit dem erklärten Ziel der Vernichtung des jüdischen Staates, ja "der Juden", den der Iran indirekt schon seit Jahren mittels der materiellen und finanziellen Unterstützung der antisemitischen Hamas und Hizbullah-Millizen gegen Israel betreibt.
Was sich seit der "islamischen Revolution" in den letzten 30 Jahren im Iran an Barbarei formiert hat, ist heute eine Herausforderung an die gesamte Menschheit. Nicht nur der Weltherrschaftsanspruch durchgeknallter Islamisten wird von staatswegen verkündet, nicht nur der Anspruch auf soziale Emanzipation von Klassengesellschaft, Lohnarbeit und Patriarchat wird auf unabsehbare Zeit vernichtet, sondern schon die elementarsten bürgerlichen Persönlichkeits- und Menschenrechte. Wer seine Ablehnung für den Islam öffentlich macht, wird wegen "Verbrechen gegen Gott" gefoltert, vergewaltigt, gesteinigt, erhängt ...
Durch die jüngste dramatische Zuspitzung der Proteste sind die Risse im Machtblock der islamischen Machthaber und ihrer Handlanger zutage getreten. Sie versuchen das national zu kitten mit ihrer "antiimperialistischen" Modernisierung und Nuklearisierung des Iran. International kommt dem eine gefährliche Appeasementpolitik entgegen, die auch innerhalb der Friedensbewegung, in der deutschen Linken und an den Hochschulen hegemonial ist. Sie gibt vor, im Namen der religiösen und kulturellen Identität der Menschen dort zu sprechen. In der moslemisch dominierten Welt gibt es aber sehr viele Menschen, die mit dem menschenverachtenden und autoritären Islam nichts zu tun haben wollen, kein bisschen "identisch" fühlen und nicht bereit sind, sich selbst einem auf Todessehnsucht und Vernichtungswunsch aufgebauten Djihad für das grössere Ganze" der Umma, der Gemeinschaft der Gläubigen, zu opfern. Einem totalitären Staat, der Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung hängt, aufgrund der Nichtbeachtung von Kleiderordnung und anderer Verstösse gegen die Despotie der Schariia ins Gefängnis wirft und sie generell zu einem Leben zwingt, das keinesfalls als modern, mündig oder auch nur menschenwürdig zu bezeichnen ist, einen solchen Staat faschistischen Typs gilt es kompromisslos zu bekämpfen. Ein "gemässigtes", "demokratisiertes" Islam-Regime kann es ebensowenig geben wie einen "Faschismus mit menschlichem Antlitz".
Wir dürfen die Deutung der aktuellen Situation im Iran nicht dem Regime und den deutschen Medien überlassen. Wie es um die Verhältnisse im Iran wirklich bestellt ist und wie wir die Protestierenden unterstützen können, müssen wir selbst unabhängig herausfinden.
Veranstaltet von der
Antideutschen Koalition Rhein/Main (adk-rm) am 23. Februar 2010 in Frankfurt/Main.
Referent_innen:
Fathiyeh Naghibzadeh
Filmemacherin. Vor über 20 Jahren verliess sie den Iran und lebt seither in Deutschland. Die Filmemacherin studiert z.Z. Gender Studies und Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität, Berlin. Mit Vorträgen zum Iran engagiert sie sich u.a. in der Kampagne Stop the Bomb.
Jörg Finkenberger
Redaktionsmitglied des kritischen Magazins
der letzte hype, in dem er regelmässig über die Widersprüche in und um den Iran schreibt.
Moderation:
P.C. Zwi. Seit 2000 in Frankfurt a.M. aktiv in
theorie praxis lokal; Veröffentlichungen im Autorenkollektiv BBZN (BieneBaumeisterZwiNegator), zuletzt zum Iran 2009 in der Wochenzeitung Jungle World (
"Das Unglück muss zurückgeschlagen werden").
Down with Islamic Fascism! (Teil 1&2)Weitere Aufnahmen von theorie praxis lokal